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Nachdem wir in den vergangenen Jahren achtzehn Länder mit unseren Rollern bereist haben, , stehen wir vor der Frage, wohin soll es in diesem Jahr gehen.. Herrlich die Pyrenäen, die nebligen Lofoten und das Baltikum, die Dolomiten und und und... Doch kennen wir viel von den vielfältigen Landschaften Deutschlands? Bei der Planung wird schnell klar, Deutschland können wir nicht in zwei , drei Wochen "abfahren". So entscheiden wir uns für den südlichen Teil, Bayrischer Wald, Fränkische Schweiz, Thüringer Wald, schwäbische Alb, die Rhön, schön, und wir wollen an den Bodensee, die Zugspitze ganz oben erleben. Na das reicht uns für den Anfang, fahren wir doch einfach los, wie immer, wenn links Gewitterwolken aufziehen eben nach rechts. Quartier für zwei Rollerfahrer finden wir sicher immer, sagt Bernd der Optimist. Also Aufbruch, um 9:00 Uhr holt Bernd mich ab. Etwas Weserbergland, doch da geht es los, bei mir. Unbemerkt bin ich auf den Notschalter gekommen, etwas abschüssige Strecke, also rolle ich, nur der Motor rührt sich nicht wenn ich Gas gebe. Am Orteingang anhalten, der Motor sagt nichts, war es das? Tour beendet ? Irgendwann fällt es auch dem Dümmsten auf, das der hübsche Schalter in die andere Richtung zeigt. Ich habe es dann auch gemerkt, ist mir während der Fahrt noch nie passiert. Erleichterung. Schön die Strecke durch den Hoch-Solling. Nachdem wir die Weser überquert haben, passieren wir die Sababurg. Soll den Gebrüdern Grimm als Vorlage für Dornröschen gedient haben. Naturpark Habichtswald, hessisches Bergland, an Fritzlar vorbei, dann wird es Zeit für das erste Nachtquartier.

Ein Bier im Garten des Hauses, gutes Essen, noch ein Bier, Herz was willst Du mehr..

Eine Landschaft die mich immer wieder begeistert ist die Rhön. Bayern, Hessen und Thüringen stoßen hier aufeinander. Mehrere Male war ich dort bereits zum Wandern, aber auch für Roller/Motorradfahrer ist es dort herrlich.

Die Wälder um den Kreuzbeg erinnern sehr an die Wälder der Mittelgebirgsregion, viele Buchen die zum Gipfel in Fichtenbestände übergehen. Die kahlen Matten und der damit verbundene weite Blick, ist auf dem Kreuzberg nur nach Norden und Osten anzutreffen. Doch gerade die kargen Flächen mit dem harten, typischen Borstgras und vom Wind geformte Wetterbuchen und Fichten machen den Reiz der Hochrhön aus. Ursprünglich war die Rhön ein Waldgebirge. Durch Rodungen im Mittelalter wurde der Wald verdrängt, an seine Stelle traten Felder, Waldweide und Wiesen. Pottaschesiedereien, Holzkohlengewinnung und Glashütten taten ein Übriges. Im 13. Jahrhundert war der Wald verdrängt. Während des 2. Weltkrieges gab es Versuche die Rhön auf den Hochflächen wieder landwirtschaftlich nutzbar zu machen um Flächen für „Erbhofbauern“ zu schaffen. Der sogenannte „Dr. Hellmuth-Plan“. Das Ende des Krieges brachte auch diesen Plan zum Scheitern.  Beim Eingang zum Schwarzen Moor ist noch das ehemalige Tor zum „Reichsarbeitsdienstlager“ zu sehen. Hier waren Fremdarbeiter aus den Ostgebieten eingesetzt. Heute haben die Mähwiesen keinen wirtschaftlichen Nutzen. Doch es entstand eine typische Vegetation. Im Frühjahr bilden Trollblumen gelbe Teppiche. Wiesenknöterich, Herbstzeitlose, Lungenenzian und weite Flächen von Weidenröschen wechseln sich, entsprechend der Jahreszeit mit Erdorchideen ab. Heute ist die besondere Flora und Fauna, es gibt noch Birkwildbestände, unter dem Schutz der UNESCO als Biosphärenreservat vor den Eingriffen der Menschen weitgehend geschützt. Fichtenbestände werden nach und nach geschlagen, die Flächen nicht wieder aufgeforstet. Einzelne, alte Bäume werden erhalten, ihre zerzausten Formen prägen die Landschaft und geben den Flächen Raum und Gepräge. Die Matten werden zum Teil nur alle zwei Jahre „abgeschlegelt“, damit werden die Flächen von nachwachsenden Sträuchern gesäubert, die Bodenvegetation bleibt erhalten. Die Kosten dieser Arbeiten sind durch die Länder subventioniert. Bis vor wenigen Jahre verlief hier auch noch die deutschdeutsche Grenze.


die Hochröhnstraße

Weiter Blick über die "Hohen Matten "

Grenze bis zum 6.Januar 1990

Wer in die Rhön fährt sollte das Kloster Kreuzberg nicht versäumen, dort kann man auch übernachten. Da die Anzahl der Zimmer aber begrenzt ist, ist eine telefonische Buchung zu empfehlen. Haben wir gemacht, habe da schon mehrere Male übernachtet. Klopfen an der "Klosterpforte", Zimmer sauber, karg, Dusche/Toilette auf dem Flur, Frühstück sehr gut. Nachts sehr ruhig, 928 m hoch und morgens meist neblig. Doch am Tage tanzt der Bär, voll der Hof. . Der Umsatz ist sicher gut, gleich an zwei „Abholschaltern“ wird die Bestellung ausgeführt. Im Hintergrund poltert eine automatische Maßkrugspülanlage, anders ist der Ansturm nicht zu bewältigen. Der Klosterhof bestückt mit langen Reihen von durstigen Kehlen auf Bänken. Davor Tische garniert mit Haxen, Kraut und Deftigem. Am Abend wird es schnell kühl. Ein Wanderverein, begleitet von Gitarre und Beifall der übrigen Gäste singt noch von der schwarzbraunen Haselnuß und von“über hohe Matten im Sonnenschein“. Viele Lieder, oft gesungen von Wanderern und Mitgliedern des Rhönclubs, der mit über ca. sechsundzwanzigtausend Mitgliedern ein viel beachteter Heimatverein ist, der sich besonders für die Belange der Rhön einsetzt.

Das Tor zum ehemaligen Arbeitslager im
Schwarzen Moor


Basaltsäulen "wachsen" aus ehemaligen Vulkanen, früher und heute ein beliebter Baustoff


nach 20:00 Uhr herrscht Ruhe im
Klosterhof

Nebel am nächsten Morgen, man kann nicht bis zum nächsten Leitpfosten sehen, doch im Tal wird es heller.

...so sehen Roller aus, wenn man blind vertrauend dem Vordermann folgt dessen Navi auf "Fußgänger" steht, hübsche Waldwege..




...wir fahren durch die fränkische Schweiz, entlang der malerischen Wisent. Beim lesen von Hinweisschildern erinnere ich mich, dass ich hier mit meiner Frau schon einmal Gößweinstein besucht habe . Nur ca 4000 Einwohner hat das Städtchen. Hier ist eine große Wallfahrtskirche um 1700 erbaut , Basilica minor zur hl. Dreifaltigkeit. Der kleine Ort ist von Hotels, Lokalen und Wirtshäusern geprägt. Unten von der Hauptstraße kaum zu sehen, windet sich die Straße auf ein kleines Plateau . Wir bestaunen die Pracht der Innenausstattung und ich überlege ob dieser Reichtum bei sozialen Projekten nicht segensreicher gewirkt hätte. Doch hat wohl zu damaliger Zeit noch keiner über Schulen und Krankenhäuser nachdacht .

Auf Bernds Wunschliste sind auch Adressen von Freunden die er gerne besuchen möchte, wenn wir schon mal in der Gegend sind. Herzliche Aufnahme und nette Bewirtung. Kastl bei Amberg, das Grundstück an der Lauterach läd zum Träumen ein.

Am nächsten Morgen weiter durch die malerischen Juraschluchten, Mittagspause im Kloster Eichstätt. Das Eis dort im Klosterladen ist selbstgemacht, biologisch einwandfrei, schmeckt uns aber nicht . Die Überraschung ist Nördlingen,im schwäbischen Landkreis Donau-Ries in Bayern.
Eine nette, sehenswerte Stadt. Zimmer sind auch schön, nur unser Zimmerfenster liegt gegenüber der Kirche und die pünktlichen Glockenschläge vermitteln mir das Gefühl, ich bin mittendrin. Dafür stört kein Verkehrslärm, alles kann man nicht haben.

Der Blautopf im Schwäbischen steht auf der Reiseroute. Oft habe ich von der "Donauquelle" gelesen, die hier wieder hervortritt. Tatsächlich ist der Blautopf eine Karstquelle, was bedeutet, dass hier Wasser wieder an die Oberfläche tritt, das vorher versickert ist . Eduard Mörike hat den sagenumwobenen Blautopf in seiner Erzählung von der Schönen Lau zum Mittelpunkt gemacht

Über Bad Urach erreichen wir Backnang. Bei Freunden von Bernd sind wir eingeladen, ein drei Tage währendes Fest dort mitzufeiern und wir können auch bei ihnen übernachten. Ein Angebot das wir gerne annehmen, so kann man auch ein Glas Wein trinken und muß nicht mehr fahren. Die Altstadt ist toll geschmückt, Stimmung und verschiedene Bands an jeder Ecke. Die Schwaben überraschen mich, so habe ich sie selten erlebt.

Jetzt geht es weiter Richtung Bodensee. Ich rufe Uli an. Uli hat vor sechs Jahren meinen 125 ccm Roller gekauft, meinen Habana Custom. Wir haben uns nie gesehen, er ließ den Roller durch eine Spedition abholen, aber wir hatten immer wieder e-mail Kontakt. " Besucht mich doch mal wenn ihr in der Gegend seid". Das wird jetzt in die Tat umgesetzt. Uli wohnt und arbeitet in der Schweiz, nicht weit von der Grenze. Mit dem Navi kein Problem und wir stehen am Sonntagmorgen um 10:00 Uhr vor seiner Tür. Er bietet uns an, uns die Gegend am Bodensee zu zeigen.

Uli fährt auch noch eine Harley, Sonderedition. Damit könnten wir im Rollerclub in Hannover ziemlich Eindruck schinden. Zunächst fährt er mit
dem Roller, Habana Custom, mit uns über die Grenze nach Deutschland. Dort hat er eine Garage und er rollt das Prachtstück heraus. Das
Nummernschild des Rollers zieht er heraus und schiebt es in den vorgesehenden Nummernschildhalter der Harley. Schweizer Kennzeichen. Man
kann drei Maschinen mit einer Zulassung fahren, praktisch. So lernen wir herrliche Ecken des Bodensees kennen, schön wenn man einen
ortskundigen Führer hat .


In Stein am Rhein, läd Uli uns zu Kaffee und Kuchen ein

Dabei können wir eine Gruppe von Alphornbläsern bewundern

 


Am Schluß des schönen Tages besuchen wir noch Meersburg und dann wird es Zeit sich eine Unterkunft zu suchen. Die finden wir in Salem. Der Wetterbericht hatte leider recht und es regnet am nächsten Morgen ohne Unterbrechung. Pläne noch etwas die Region zu erkunden lassen wir fallen, alles grau in grau. Nach kurzer Beratung, die Entscheidung - weg. Auf Allgäu, Tannheimer Tal, werden wir verzichten müssen. Regenzeug an und ab . Wir fahren den ganzen Vormittag durch das graue Allgäu, nähern uns von Süden München, Wolfrathshausen, Ottobrunn und sind am späten Nachmittag bei Sonnenschein in Neubiberg(Universitätsstadt, doch wer weiß das schon). Freudiges Wiedersehen mit Tochter und Enkeln, hier können wir bleiben und unsere Sachen trocknen.


wir brauchen keinen Föhn, der Helm sorgt für lockige
Frisuren


Bernd findet Zeit sein Topcase zu sortieren

Ein sonniger Tag, weiß die Wölkchen, blau der Himmel, halt Bayern. Wir wollen zur Zugspitze. Zunächst durch das Vorderriss, eine mautpflichtige Strecke an der naturbelassenen Isar entlang, herrlich. Dann Richtung Grainau. Auf dem Parkplatz an der Zugspitzbahn dürfen Zweiradfahrer umsonst parken, netter Service. Ein schöner Blick auf den Eibsee aus der Gondel.


Am Abend, zurück bei den Enkeln und Familie, entscheidet sich spontan mein Schwiegersohn Jens (s.http://www.kurzer-weg.de/html/usa2006.htm )
"ich fahre morgen mit und begleite euch einen Tag auf meiner "Triumph Tiger". Da er ohnehin einen Termin im Bayrischen Wald hat, will er das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden. Zunächst fahren wir auf die Autobahn bis Passau um möglichst schnell in den Bayrischen Wald zu kommen.Auf der Autobahn hatten unsere Roller natürlich ihre Grenzen gegenüber der Triumph.
Grafenau, Spiegelau, Zwiesel , sehr schöne Strecke. Auf den kurvigen Srecken des Bayrischen Waldes hält Bernd tapfer mit Jens mit, ich sichere nach hinten ab und bin froh wenn jeder im nächsten Ort noch dabei ist.
Bayerisch Eisenstein, Kaffeepause am Arber See. Bodenmais, Furth im Wald und zum Abend ist Waldmünchen erreicht. Bald finden wir ein nettes Quartier.
Die Mopeds können wir in einem Gewölbekeller parken. Schnell sind im Eingangsbereich ein paar Tische beiseite geräumt und wir fahren durch den Hausflur in den Keller.

Nach dem Abendessen steht Fußball EM 2012 auf dem Plan. Da es im Hotel keinen Fernsehraum gibt, aber in jedem unserer Zimmer ein kleines Gerät, entscheiden wir uns für Jens Doppelbett, er hat vorsorglich Bier gekauft und so lassen wir den Tag ausklingen.
die Party steigt
Aus einem gemeinsamen Frühstück wird nichts, Jens ist schon früh gestartet um seinen geschäftlichen Termin wahrzunehmen. Wir wischen uns die Tränen aus den Augen und beschließen zunächst Regensburg einen Besuch abzustatten. Es ist heiß, Eis, Kaffee und die Kühle des Doms machen es erträglicher. Mittags starten wir durch, Richtung Thüringer Wald.
Wir genießen die abgelegenden kleinen Straßen und schönen Wälder. Nahe des Truppenübungsplatzes Grafenwöhr übernachten wir. Der Truppenübungsplatz in der Oberpfalz wurde bereits um 1900 vom Königreich Bayern gegründet, später erweitert und wird heute noch von Nato Truppen und der US Army genutzt. Für die Gegend ein Wirtschaftsfaktor und Arbeitgeber für über 3000 Menschen.
In Coburg Besuch der Veste Coburg. 464 m über NN und 160 m über der Stadt, da kann man die Aussicht genießen.

Nahe am Rennsteig, im Herzen des Thüringer Waldes, liegt Zella - Mehlis. In einer Pension ist Platz für unsere letzte gemeinsame Übernachtung. Etwas abseits und verschlossen kommt mir der Ort vor. Der Wirt, Sammler von alten Grammophonen und Schelllackplatten legt ein paar Platten auf. Zarah Leanders rauchige Stimme ertönt.


Duderstadt

Unsere Reise geht zu Ende. 3200 km liegen hinter uns. Wir sind zufrieden mit dem Wetter, nur die Bodenseeregion hatte Regen für uns , aber die Mopeds wollen ja auch mal gewaschen werden. Wir haben Deutschland von seiner sehr schönen Seite kennengelernt. Nach unseren bisherigen gemeinsamen Touren war es ungewohnt in einem Land zu sein in dem man alle Schilder lesen kann, die meisten Dialekte versteht, natürlich auch die Speisekarten. Sicher kann man selten von A nach B fahren, nur auf einsamen Strecken, irgendeine Bundesstraße oder Ortsdurchfahrt kommt meist dazwischen, dafür muß man auch auch nicht eine Tankstelle lange suchen. Bernds Reservekanister wurde nicht benötigt.

 

In Duderstadt trinken wir noch einen Kaffee, dann starten wir durch und sind am frühen Nachmittag wieder bei unseren Frauen, auch schön.

 

Fotos Bernd und Max
Text Max
copyright kurzer-weg.de

nette e-mails an: info@kurzer-weg.de



 

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